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Zimmerer-Treffpunkt
26.10.2021
Schnitzen mit der Kettensäge: So funktioniert´s
Das Kettensägenschnitzen (engl. Chainsaw-Carving) vereint die moderne Technologie der Motorsägen mit der alten Kunst der Holzschnitzerei. Die Szene ist immer mehr im kommen und bereits große Weltmeisterschaften und Events werden auf der ganzen Welt veranstaltet. In diesem Blog erfährst Du für den Einstieg kurz und knapp etwas über die Holzauswahl, das Planen und Ausarbeiten der Figuren, sowie der Pflege danach.
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1. Die Holzarten für das Schnitzen 

Sehr gut geeignete Holzarten:

Eiche: Ist erstmal das empfindliche Splintholz entfernt, überdauert die Eiche unbehandelt fast alle Holzarten. Selten treten einzelne starke, meist zahlreiche kleinere Risse auf, was eher zu verkraften ist. 

Lärche: Die Lärche steht in der Haltbarkeit der Eiche in nichts nach. Jedoch bedarf sie einer langen und sorgfältigen Trocknung, um die anfangs hohe Rissneigung zu unterbinden. 

Relativ gut geeignete Holzarten:

Schwarzkiefer: Skulpturen aus Holz, die im Freien aufgestellt werden, können gern aus einer Schwarzkiefer sein. Das Holz der Schwarzkiefer ist grobastiger, harzreicher und witterungsbeständiger als das der normalen Waldkiefer. 

Robinie: In der Robinie finden wir unsere härteste und schwerste Holzart. Relativ gut zu bearbeiten aber in größeren Durchmessern selten. Wir bevorzugen eher die Eiche. Das sehr ansprechende gelbgrüne bis gelbbraune Kernholz ist von einem hellen sehr schmalem Splint umrandet. Jedoch sollte es mit einer pigmenthaltigen Lasur behandelt werden da es rasch nachdunkelt und vergraut. Das Kernholz ist nur mechanisch zerstörbar, der Witterung ausgesetzt, sogar dauerhafter als Eiche. 

Eher ungeeignete Holzarten :

Kiefer: Das Kernholz ist der Witterung ausgesetzt leider nicht so dauerhaft. Durch den Befall des Bläuepilzes eignet sich das Holz der normalen Kiefer nur für den farblichen Anstrich oder nur pilzbehandelt für das natürliche Vergrauen. 

Fichte: Das leichte und helle Holz der Fichte zeigt keine Kernzeichnung. Unbehandelt vergeht das Holz sehr schnell, daher ist Holzschutz sehr wichtig. Persönlich schnitze ich viel mit Fichtenholz, meistens direkt nachdem es gefällt wurde. 

Pappel: Häufig billig und dick ist die Pappel. Pappelholz lässt nur langsam seine Feuchtigkeit entweichen und ist im trockenen Zustand sehr leicht. Es reißt so gut wie nicht, jedoch ist es sehr anfällig für Wetter, Pilze und Insekten. 

Völlig ungeeignete Holzarten:

Diese Holzarten verstocken (durch innere Holzfeuchte selbstständiges Faulen) sehr schnell: Buche, Ahorn, Birke, Weide und Linde. Das Lindenholz ist jedoch das beste Schnitzholz für den Innenbereich. Außen in der Witterung vergeht die Linde sehr schnell. 

Für den Anfang zum Üben kann man natürlich jede Holzart, die man zwischen die Finger bekommt, hernehmen. Es muss jedoch klar sein, dass sie schnell große Risse bekommen könnte.   

2. Schritt für Schritt ausarbeiten 

2.1. Die Planung 

Mache Skizzen von dem, was du schnitzen möchtest. Die Vorder-, Seiten-, und Rückansicht kannst du dir skizzieren, um ein Gefühl für die Proportionen der Figur zu bekommen.  

Falls du ein Motiv suchst kannst du dir zum Beispiel auf Pinterest Adler, Hasen, Eulen, Herzen, Hühner und vieles mehr anschauen. Drucke dir diese Bilder am besten aus und nehme sie zum Schnitzen mit.  

Zur Hilfe kannst du dir auch dein Motiv auf einen Karton aufzeichnen und ausschneiden. Beim Schnitzen kannst du dir diesen ranhalten und auf das Holz übertragen. 

2.2 Die Holzauswahl 

Suche dir nun einen passenden Stamm aus, achte dabei auf die Höhe und den Durchmesser, sowie die Holzart.  Nachdem du deinen Stamm gefunden hast, entferne die Rinde komplett. Achte darauf, dass dein Stamm am Boden befestigt ist und nicht umfallen kann. 

2.3 Das Sägen 

Beim Ausblocken sägst du mit deiner Kettensäge die grobe Grundform in großen Stücken, oder auch "Blöcken" aus.  Achtung: Säge lieber weniger als zu viel heraus. Ab ist ab! 

Nach dem Ausblocken folgt das Sägen der Details, Formen und Konturen. Lass dir hierbei Ruhe und beeile dich nicht. Am besten geht dies mit einer Carvingschiene. Das ist eine spezielle Führungsschiene mit einer kleinen Spitze, die extra für das Schnitzen konstruiert wurde. 

2.4. Der Feinschliff 

Mit verschiedenen Schleifwerkzeugen wird der Figur noch der letzte Feinschliff gegeben. Hierfür kannst du den Winkelschleifer mit einer Schleifscheibe, einen Geradschleifer oder Schleifstern benutzen. Damit verleihst du deiner Figur den letzten Schliff.  

Um das Holz länger zu erhalten kannst du mit Holzschutzmitteln die Oberfläche behandeln. Versuche auch mit Feuer zu arbeiten um Konturen und Details hervorzuheben. Zusätzlich hebt dieser Effekt die Maserung des Holzes heraus. 

3. Holzschutz mit Feuer 

Der japanische Begriff „Shou Sugi Ban“ beschreibt eine jahrhundertealte Technik, Holz gegen Feuer, Nässe und Insektenbefall resistent zu machen. Diese Prozedur, die in Japan seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich ist, geriet in den letzten 100 Jahren aber etwas in Vergessenheit. 

Zu Beginn der 2000er Jahre wurde „Shou Sugi Ban“ von Architekten und Designern wiederentdeckt. Heutzutage wird diese Technik aber nicht nur wegen des praktischen Nutzens geschätzt, sondern auch wegen der besonderen Optik, die dadurch erzeugt wird. 

Durch die Hitzeeinwirkung wird die Zellulose des Holzes karamellisiert. Es entstehen Holzteere, die die Oberfläche versiegeln. Durch diesen Vorgang wird die Oberfläche gehärtet und wasserundurchlässig gemacht. Die Maserung des Holzes kommt durch diesen Vorgang richtig zur Geltung. 

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